
Arbeiten im System Wissenschaft
Die Forschung ist eine der tollsten Umgebungen, in der man arbeiten kann. Wie für viele Menschen im Wissenschafts-Kosmos begann meine berufliche Laufbahn im Labor, bevor ich nach der Promotion den akademischen Kurs verließ. Dabei stellte ich fest: Ich gehöre trotzdem in dieses System, nur eben hinter die Kulissen. In den Admin-Bereich, könnte man sagen.
Seitdem ich 2012 ins Wissenschaftsmangement gewechselt bin, habe ich aufstrebenden Professorinnen zu Grants verholfen, Doktoranden zu ihrer Karriereplanung beraten, Vertragsdatenbanken aufgebaut, mit Baufachleuten über Sanierungen diskutiert und an politischen Papieren mitgeschrieben. Das waren nicht nur tolle Jobs, bei denen ich nebenbei ein Herz für die Verwaltung entwickelt habe. Sondern mir ging auch irgendwann ein Licht auf, wie dieses System Wissenschaft funktioniert. Darunter waren viele Erkenntnisse, die man teilen sollte. Zum Beispiel:
- Dass der wissenschaftliche Nachwuchs unter prekären Bedingungen arbeitet, ist weithin bekannt – aber der Hauptgrund dafür ist nicht das WissZeitVG.
- Die meisten Forschungsstrategien enthalten zwar viele gute Maßnahmen, aber erstaunlicherweise kein klares Ziel.
- Auftragsforschung sieht in der Praxis völlig anders aus, als man erwartet. (Wettervorhersagen sind zum Beispiel deutlich stärker nachgefragt als Medikamenten-Studien.)
- Allein um den IST-Zustand der öffentlichen wissenschaftliche Infrastruktur zu erhalten, braucht es Summen, bei denen einem schwindelig wird. Von der Aufarbeitung des Sanierungsstaus ganz zu schweigen.
An allen diesen Themen interessiert mich vor allem das Nicht-Offensichtliche. Viele Zusammenhänge im System Wissenschaft werden erst bei näherem Hinsehen deutlich und sehen dann oft verblüffend anders aus als erwartet. Weil ich selbst hinter den Kulissen der Forschung arbeite, kann und will ich daher manche Dinge ins rechte Licht rücken. Genau wie in der Forschung, muss man dazu zunächst einmal die wissenschaftlichste aller Fragen stellen: „Ist das wirklich so?“
Und zuletzt ist mir eine Unterscheidung wichtig: Ich bin kein Journalist, der von außen auf die Dinge schaut, sondern Teil des Wissenschaftssystems. Mich interessieren nicht nur Erkenntnisse, sondern vor allem die Suche nach echten, anwendbaren Lösungen.
Dazu will ich mit diesem Blog beitragen.
